Die Träume Wenn uns der Schlaf berührt die
Augenlider,
Dann eilt mit seinen Wundern allsogleich
Der Träume wild-phantastisch Nebelreich
Zur dämmernden Gedankenwelt hernieder.
Da sprossen auf des Mohnes
bunte Blüten,
Aus jedem Kelche steigt ein wirrer Traum,
Der hüllet sich in leichten Wolkenschaum
Und senkt sich auf das Aug' der Schlummermüden.
Erinn'rung leitet stets der
Träume Reigen,
Er zeigt uns längstverscholl'nes Glück und Leid,
Wie nach der Sage alter, grauer Zeit
Versunk'ne Schlösser aus dem Meere steigen |
Eugenie Marlitt,
geboren am 05.12.1825 in Arnstadt, gelegen in Thüringen, wo sie auch am 22.06.1887
verstorben ist. Die Eltern ermöglichten ihr ein musikalische Ausbildung, unter anderen am
Wiener Konservatorium. Auftritte als Opernsängerin in Wien und Leipzig. Bedingt durch ein
Ohrenleiden musste sie die Musik aufgeben und wandte sich der Schriftstellerei zu. |